Mit den Augen des Anderen – Projektübersicht 


Juden und Araber in Israel leben trotz gemeinsamer Staatsbürgerschaft bestenfalls nebeneinander, kaum jedoch miteinander oder gar füreinander. Dieses voneinander isolierte Leben beginnt schon in der Kindheit. Arabische und jüdische Kinder wohnen überwiegend in unterschiedlichen Nachbarschaften und werden in verschiedenen Schulen eingeschult. Wenn bereits Kinder kaum Möglichkeiten haben, sich gegenseitig kennenzulernen, besteht für die Menschen wenig Aussicht darauf, sich später direktmit " den anderen " auseinandersetzen und zu versuchen, sich gegenseitig zu verstehen. Tatsächlich ist unter Jugendlichen die gesellschaftliche Distanz zwischen Juden und Arabern besonders groß und entsprechend häufig und ausgeprägt sind negative Stereotypen und Misstrauen. Umfragen unter Jugendlichen ergeben immer wieder ausgeprägte Werte des Misstrauens und des "Hasses" aufeinander und das, obwohl oder auch weil sich die Befragten in den seltensten Fällen jemals direkt begegnet sind und die Gelegenheit hatten, offen miteinander zu kommunizieren. Dies ist umso bedenklicher, da diese Jugendlichen die Erwachsenen und damit auch die Wahlberechtigten, politische und wirtschaftliche Anführer, Lehrer und Eltern sein werden, die wiederum ihre Nachfolgegeneration formen und erziehen. Das Aufbrechen dieser Stereotype und Feindseligkeiten in jungen Jahren ist daher von überragender Bedeutung für die Zukunft der israelische Gesellschaft. Glücklicherweise ist dies in einem Jugendlichen Entwicklungsstadium noch sehr gut möglich. Oftmals sind es indirekte oder spielerische Ansätze, die hier am ehesten Erfolg versprechen. Beispielhaft für ein Jugendbegegnungsprogramm, das einen künstlerischen Ansatz wählt, ist Through Others´ Eyes (Mit den Augen der Anderen). Mit den Augen des Anderen heißt der Fotoworkshop, in dem Givat Haviva jüdisch-israelisch und arabisch-israelischen Jugendliche die Chance bietet, den Menschen hinter den jeweiligen Vorurteilen kennenzulernen. Die Jugendlichen wechseln ständig ihre Perspektive, mal sind sie das Objekt, das von der Kamera fixiert wird, mal sind sie Subjekt, das die Kamera führt und den Aufnahmewinkel selbst bestimmt. Dieser Perspektivwechsel ist Programm: Im Verlauf des Workshops lernen die Jugendlichen mit Hilfe der Fotografie die Welt des jeweils "Anderen" kennen. Sie lernen so, Furcht und Stereotype abzulegen und einander als gleichberechtigte Partner in einem gemeinsamen Projekt wahrzunehmen. Die Interaktion mit den anderen Teilnehmern, mit den Familien und Nachbarschaften der "anderen Seite" verändern die Einstellungen zueinander. Die Jugendlichen nehmen sich als gleichberechtigt wahr mit einem Recht auf Meinung und Identität, auch, wenn diese von der eigenen abweichen. Empathie und Geduld für die andere Seite werden so spielerisch eingeübt.