Der Freundeskreis Givat Haviva Deutschland e.V. fühlt mit den Bürgern und Bürgerinnen Israels, die seit dem Überfall der Hamas am 7.10.2023 auf das Supernova Musikfestival und die nahe der Grenze gelegenen Kibbutzim der täglichen Bedrohung ausgesetzt sind! Das Selbstverteidigungrecht und das Existenzrechts des Staates Israel stehen nicht in Frage.
Aber auch die Menschen im Gaza-Streifen leben Tag für Tag in Angst und beklagen ihre Toten; ihre Not bestimmt das Leben und bedroht das Überleben! Die Vernichtung ihrer Lebensgrundlagen lassen sich nicht rechtfertigen. Die humanitäre Hilfe wird den Hungernden vorenthalten. Das ist nicht mit den Menschenrechten vereinbar.
Auch auf beiden Seiten der libanesisch-israelischen Grenze leiden die die Menschen unter den Gewaltexzessen des Terrors und der Kriegshandlungen.
Die Spirale der Gewalt muss endlich unterbrochen werden!
Wir vergessen dabei nicht, dass die Eskalation mit dem Überfall der Hamas begonnen hat. Ihre Kämpfer massakrierten wahllos Jung und Alt, verschleppten Geiseln und hinterließen Leid, Verwüstung und Tod. Der Schock über die unfassbaren Verbrechen der Hamas, die grausamer nicht hätten sein können, traf die Menschen in Israel unvorbereitet. Auch wir in Deutschland fühlen uns betroffen, entsetzt und traurig. Unsere Solidarität gilt den Familien der Opfer und ihren Freundinnen und Freunden.
Inzwischen sind 22 Monate vergangen, doch noch immer sorgen sich Menschen auf der ganzen Welt um das Leben der in der Hand der Hamas verbliebenen Geiseln, deren Schicksal ungeklärt ist. Und der Krieg hinterlässt ein unfassbares Ausmaß an Zerstörung, Verletzung und Tod im Süden, im Norden und im Osten Israels.
Auch auf dem Campus von Givat Haviva bestimmten zunächst das Entsetzen über die bestialischen Angriffen der Hamas die Gedanken und Gefühle, standen die Trauer um die Opfer und die Angst um die Menschen im Vordergrund. Aber Ceo Michal Sella und ihr Team ergriffen sofort Hilfsmaßnahmen, gaben 300 Geflüchteten aus den zerstörten Kibbutzim ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Nahrung und medizinische und therapeutische Hilfe. Das Team Givat Havivas war sich sicher: "Wir werden jetzt mehr denn je gebraucht!" Die hier untergebrachten Menschen haben inzwischen wieder eine dauerhafte Bleibe gefunden.
Auf dem Campus von Givat Haviva haben sich die Bildungs- und Kulturarbeit wieder stabilisiert, aber die Fragilität der politischen Lage ist allen bewusst. Es ist bewundernswert, dass nahezu alle arabischen und jüdischen Lehrer:innen ihre Sprachklassen in den Sekundarschulen sehr schnell wieder aufgenommen haben, Kunstkurse wieder stattfinden und die Künstler:innen versuchen, finanzielle Mittel zu generieren, denn Unterstützung wird überall gebraucht. Vor allem aber tragen die Dialogzentren für eine Shared Society die Verständigungsarbeit in die gemischten Städte. War es nach der Schockstarre vom 7. Oktober 2023 zunächst nur in uninationalen Gruppen möglich, Gespräche zur Verarbeitung von Traumata und Bedrohung zu ermöglichen, sind nun wieder Austausche im Dialog Realität. Das kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Einschätzung von Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft wahrnehmbar verändert haben. Die Befindlichkeiten lassen sich an der Umfrage ablesen, die Givat Haviva nach dem Januar 2024 nun 2025 erneut hat durchführen lassen. Davon mehr unter "Aktuelles".
Der Landtag und die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz haben im November 2023 gemeinsam mit unserem Freundeskreis zu Spenden aufgerufen und konnten allein unter dem Stichwort "Campus" insgesamt 60 000 € überweisen. Über die Unterstützung der Landesregierungen von RLP, NRW und SH bei der Realisierung von Projekten sind wir sehr froh und danken den Parlamenten, dass sie weiterhin die Friedensarbeit in Israel mittragen und damit die weitere Spaltung der Gesellschaft in Israel verhindern. Givat Haviva ist allerdings weiter auch auf unsere und Ihre Hilfe angewiesen. Deshalb freuen wir uns über Ihre Spenden und Ihre Mitgliedschaft.
Nun bereitet sich Givat Haviva auf den Beginn des neuen Schuljahres vor. Das gemeinsame Lernen jüdischer und palästinensischer Israelis ist ein wichtiges Fundament für eine friedliche Entwicklung innerhalb Israels.
Givat Haviva steht für friedliche Koexistenz und Verständigung, für eine "shared society", deren gemeinsame Anstrengungen zu einem Miteinander führen will und kann. Bei den zerstörerischen Angriffen von 2021 und den Unruhen von 2023 gingen Jüdinnen und Juden mit Araberinnen und Arabern im Norden des Landes gemeinsam unter dem Motto "Araber und Juden weigern sich, Feinde zu sein!" auf die Straße. Givat Haviva war damals mit Zuversicht dabei und wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass seine in mehr als 60 Jahren aufgebaute Friedensarbeit nicht in Scherben fällt. Dazu braucht das Zentrum für den Frieden mehr denn je die Unterstützung seiner Partnerorganisationen und Institutionen. Wir danken Ihnen für Ihre wertvolle Hilfe!
Auch bei uns in Deutschland ist es wichtig, für Verständigung und Dialog einzutreten. Antisemitische und antimuslimische Aggressionen verletzen und verunsichern auch hier Menschen zunehmend. Wir sind daher als Dialogpartner/innen gefragt und kommen mit unserer Ausstellung in Schulen, Rathäuser oder Jugendzentren. Denn wir wollen weiter für Verständigung einstehen - hier und in Israel. Dabei können auch wir von Givat Haviva lernen.
In diesem Jahr freuen wir uns über das 30-jährige Bestehen unseres Vereins, dessen Wurzeln in Rheinland-Pfalz liegen. Anfang Juli haben wir im Deutschhaus in Mainz mit Landtagspräsident Hendrik Hering, Abgeordneten sowie Mitgliedern und Unterstützenden unseres Vereins daran erinnert. Eine Bilderstrecke sowie die Ansprachen von Ministerpräsident Alexander Schweitzer, Michal Sella und Mohammad Darawshe finden Sie unter "Aktuelles".
Wir wünschen uns nach wie vor, dass endlich alle Geiseln heimkehren können und ein tragfähiger Waffenstillstand Friedensverhandlungen ermöglicht, die eine friedliche Koexistenz für Israel und Palästina zum Ziel haben. Hierfür und für den Wiederaufbau der zerstörten Städte und Dörfer wird internationale Hilfe vonnöten sein. Die Zukunft im Nahen Osten muss in zwei Staaten ein friedliches Miteinander in guter Nachbarschaft möglich machen.
Mit herzlichen Grüßen
Ruth Ratter
Givat Haviva Deutschland e.V.